Die neunte Sinfonie

20.08.2014 23:39

Beunruhigt schaut Thomas Müller auf die Uhr. Vor fünf Minuten hat er als Erster an diesem Morgen das Büro der Fürther Verkehrsbetriebe betreten. Das ist äußerst ungewöhnlich, denn bisher wurde er immer von seinem Freund Hannes Diehsel mit einem Kaffee begrüßt. Heute gibt es keinen Morgenkaffee. Thomas würde ja sofort für Hannes einspringen, aber er hat keinen Personenbeförderungsschein. So muss er die Verspätung melden.
„Chef, der Hannes ist noch nicht da“, er steckt den Kopf in das Büro seines Vorgesetzten Peter Baganski.
„Der ist doch schon längst vom Hof, Müller, es ist fünf nach sieben“, stellt der Leiter der Fürther Verkehrsbetriebe fest.
„Der Bus ist aber noch da!“
„Das kann nicht sein, der Hannes ist noch nie zu spät gekommen. Sehen Sie noch mal nach, Müller und sagen Sie mir dann Bescheid“, antwortet Baganski leicht gereizt.
„Ich hab den Hof schon abgesucht. Der Hannes ist nicht da. Und ans Telefon geht er auch nicht.“
„Dann besorgen Sie mir einen Ersatzfahrer.“ Baganski schiebt seinen Krawattenknoten hin und her, ein Zeichen, dass er nervös wird. „Die Kinder warten, sie müssen zur Schule und ich habe keine Lust irgendwelche Diskussionen mit Eltern oder Lehrern zu führen.“
„Ja, aber woher …?“
„Das ist mir egal, Müller, tun Sie es einfach“, bellt Baganski und fällt seinem Mitarbeiter ins Wort.
„Ja, Chef.“ Müller zieht den Kopf ein und verlässt das Büro. In dem Moment klingelt das Telefon.
„Diehsel“, sagt Baganski erleichtert in den Hörer. „Wie? … Frau Schneider? … Ja, ich weiß, der Schulbus ist noch nicht da … Nein, Frau Schneider. Wir bemühen uns um Ersatz … Was das heißt? In der nächsten halben Stunde … Zu spät? Ja, kann sein … Dann bringen Sie Ihren Filius gefälligst selber zur Schule.“ Baganski knallt den Hörer auf die Gabel. Er will gerade aus dem Büro, als das Telefon wieder schrillt.
„Ja … Frau Schneider … Meinen Vorgesetzten wollen Sie sprechen? Ich bin der Vorgesetzte. Guten Tag, Frau Schneider.“
„Müller, wo bleibt der Ersatzfahrer und haben Sie den Diehsel endlich erreicht?“, ruft Baganski durch die geöffnete Bürotür.
„Der Ersatzfahrer ist gerade eingetroffen, Chef. Und, nein Hannes habe ich nicht erreicht. Er ist nicht da, oder geht nicht ans Telefon.“
„Versuchen Sie es weiter und halten Sie mir um Himmels Willen die hysterischen Eltern vom Leib.“
„Ja, Chef.“
„Herr Bauer? Ja, hier ist Peter Baganski, Leiter der Fürther Verkehrsbetriebe. Ein Fahrer ist ausgefallen, der Ersatzfahrer verlässt gerade den Hof. Die Kinder werden heute etwas später eintreffen. Nur, falls aufgebrachte Eltern anrufen … Wir tun unser Bestes, natürlich … Auf Wiederhören, Herr Bauer.“

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