Teil 2

22.08.2014 00:01

Der 1. Teil und hier die Fortsetzung.

Peter Baganski reißt seine Bürotür auf und geht auf den Ausgang zu.
„Müller? Ich fahre zu Diehsel. Ich hoffe nur, dass er eine gute Ausrede hat“, wutschnaubend verlässt er das Gebäude und knallt die Tür hinter sich zu.
„Ja, Chef.“ Thomas Müller ist erleichtert, dass sein Chef die Wut nicht schon wieder an ihm auslässt. Baganski eilt zu seinem Dienstfahrzeug und fährt mit hoher Geschwindigkeit vom Hof. Eine halbe Stunde später biegt er in die Neubausiedlung am südlichen Rand der Stadt ein. Verflixt, welche der vielen kleinen Nebenstraßen ist es denn nun, denkt Baganski, und irrt von einer Sackgasse in die nächste. Mittlerweile ist er über seinen besten Mitarbeiter ziemlich wütend. Endlich ist er in der richtigen Straße und hält vor der Hausnummer 13. Na, das passt, denkt Baganski. Er stellt den Motor ab, steigt aus und verschließt das Auto. Auf dem Weg zum Haus hört er ganz leise Beethovens neunte Sinfonie.
Da muss ja jemand wirklich Grund zur Freude haben, denkt Baganski, und das am frühen Morgen. Er erreicht die Haustür und klingelt. Nichts. Er drückt mit dem Daumen auf den Klingelknopf und lässt nicht los. Endlich rührt sich etwas und die Tür geht auf.
„Diehsel, was fällt Ihnen eigentlich ein …“, mitten im Satz stockt Baganski.
Vor ihm steht Hannes Diehsel. Er trägt einen nagelneuen dunkelblauen Smoking mit einer roten Nelke im Knopfloch. In der linken Hand hält er ein Glas prickelnden Champagner und in der rechten eine dicke Zigarre, deren Rauch langsam nach oben steigt. Peter Baganski starrt seinen besten Fahrer, der noch nie zu spät gekommen ist, der noch keinen Tag gefehlt hat, mit großen Augen an. Aus dem Hintergrund ertönt in voller Lautstärke der Schlusschor der neunten Sinfonie von Ludwig van Beethoven.
„Für Sie immer noch Herr Diehsel.“
„Herr Diehsel, was ist denn in Sie gefahren?“, stottert Peter Baganski, er kann nicht fassen, was er sieht.
„Haben Sie noch keine Zeitung gelesen?“
Sprachlos schüttelt Baganski den Kopf. „Moment“, sagt Diehsel, dreht sich schwungvoll um und verschwindet mit leichten Schritten im Haus. Ein paar Augenblicke später hält er die aktuelle Tageszeitung hoch.
„Übrigens, ich kündige.“ Hannes Diehsel grinst. „Schönen Tag noch.“
Peter Baganski, Leiter der Fürther Verkehrsbetriebe, wankt zum Auto, hat nur noch die Schlagzeile vor Augen: „Busfahrer knackt Lotto-Jackpot“.